Die Gesprächsrunden

Die intensivste Möglichkeit des Austauschs unter den Teilnehmenden bildeten die Gesprächsrunden. Hier gewonnene Diskussionsergebnisse liefern dem BMG wertvolle Impulse für den weiteren Prozess und sollen adäquat abgebildet werden.

Der Ablauf der Gesprächsrunden orientierte sich an  folgenden drei Leitfragen:

  1. Wo liegen die größten Herausforderungen für die jeweiligen Alters-/Zielgruppen in dieser Lebenswelt im Bereich der Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogenen Prävention?
  2. Was ist zu tun und welche Akteure sind (z.B. aus dem Gesundheitswesen und anderen Bereichen) einzubeziehen?
  3. Welchen Beitrag können Sie bzw. Ihre Organisation zur weiteren Vernetzung von primär gesundheitsbezogenen, lebensweltübergreifenden Präventionsangeboten leisten?

Familie

Eltern und Familien haben einen bedeutenden Einfluss auf die gesunde kindliche Entwicklung und die Ausprägung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen und Lebensstile von Kindern und Jugendlichen. Eltern in ihren ge­sund­heits­bezogenen Eltern­kompe­tenzen zu stärken ist deshalb ein vordringliches Ziel von  Gesundheits­förderung und gesund­heits­bezogener Prävention. Der Zugang zur Familie als zentrales lebensphasen­übergreifendes Setting wird u.a. durch (Familien-)Hebammen und  über Kinder- und Jugendärzte geleistet. Insbesondere Kinder- und Jugendärzte  sind wichtige Vertrauenspersonen für Eltern in Fragen der Gesundheit und Entwicklung ihrer Kinder.  Die neu gefassten Früh­erkennungs­untersuchungen nach § 26 SGB V unterstreichen diese ärztliche Schlüsselrolle und räumen der primär­präventiven Beratung und der Vermittlung von  Unterstützungsangeboten auch außerhalb des Gesundheitssystems einen höheren Stellenwert ein.

Moderation:  

  • Prof. Dr. Heike Ohlbrecht, Universität Magdeburg

Impulsgebende:

  • Prof. Dr. Ute Thyen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Lübeck
  • Dr. Gabriele Trost-Brinkhues, Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.
  • Prof. Dr. Raimund Geene, Hochschule Magdeburg-Stendal

Kita

Der Übergang in die außerfamiliäre Betreuung  in Kitas ist eine besonders sensible und vulnerable Phase für junge Kinder, insbesondere für Kleinkinder (U3), und ein Umbruch  für Eltern. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Kitas umfasst auch Aspekte der gesunden kindlichen Entwicklung, z.B. der Sprachentwicklung, und die Beobachtung des Entwicklungsverlaufs zur Vermeidung von Entwicklungsrisiken und -störungen.       
Es gibt zahlreiche Angebote und Programme zur Gesundheitsförderung  und gesundheitsbezogenen Prävention in der Lebenswelt Kita. Bildungs- und Erziehungspartnerschaften zwischen Kita-Fachkräften und Familien bieten einen guten Rahmen, um gesund­heits­förderliche Angebote partizipativ zu gestalten und so Impulse zu gesund­heitsförder­lichem Verhalten aus der Lebenswelt Kita in Familien hineinzutragen. Dabei stehen Kita-Träger und Kita-Teams vor der Herausforderung der Inklusion und der Integration besonders vulnerabler Kinder.

Moderation:

  • Thomas Altgeld, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V.

Impulsgebende:

  • Dr. Bettina Langenbruch, Landkreis Hildesheim
  • Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff, Evangelische Hochschule Freiburg
  • Prof. Dr. Thomas Kliche, Universität Magdeburg

Grundschule

Für Kinder und Eltern stellt der Übergang von der Kita in die Grundschule eine besonders sensible Phase dar. Die Wahrnehmung der gesetzlich verankerten kostenlosen Früherkennungsuntersuchungen im Kindesalter nimmt ab und daher reduziert sich der intensive und regelmäßige Kontakt zu Kinderärzten. Daten zeigen, dass bestimmte gesundheitliche Risiken bei Grundschulkindern wie z.B. Übergewicht im Vergleich zum Vorschulalter jedoch steigen.  
Angebote zur lebensweltorientierten Gesundheitsförderung und Prävention in der Grundschule als Bestandteil des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags sowie einer umfassenden Schulentwicklung sind daher elementar wichtig. Auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr Grundschulen eine zusätzliche Nachmittagsbetreuung für die Schülerinnen und Schüler anbieten. Mittlerweile werden in vielen Bundesländern zahlreiche Programme der Gesundheitsförderung und Prävention in Grundschulen umgesetzt. Als besonders nachhaltig erweisen sich dabei solche Ansätze, die in eine umfassende Schulentwicklung eingebunden sind.

Moderation:

  • Prof. Dr. Birgit Babitsch, Universität Osnabrück

Impulsgebende:

  • Dr. Sabine Schindler-Marlow, Ärztekammer Nordrhein
  • Beate Proll, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
  • Dr. Ulrike Horacek, Gesundheitsamt Kreis Recklinghausen

Weiterführende Schule

Neben den bereits für die Grundschule angeführten Grundsätzen zur Gesundheitsförderung und Prävention im Kontext von Bildungsauftrag und Schulentwicklung bestehen aus Sicht der Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogenen Prävention für Schülerinnen und Schüler im Jugendalter (Pubertät) spezifische Herausforderungen. Da zahlreiche weiterführende Schulen auch Ganztagsbetreuung anbieten, ergeben sich hierdurch zusätzliche Möglichkeiten in der Erreichung von Kindern- und Jugendlichen bzw. in der Umsetzung von Programmen der gesundheitsbezogenen Prävention und Gesundheitsförderung im Kontext Schule.

Moderation:

  • Prof. Dr. Steffen Schaal, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Impulsgebende:

  • Prof. Dr. Peter Paulus, Leuphana Universität Lüneburg
  • Jan Kreie, Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e.V.
  • Martina Kolbe, Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V.

Ausbildung/Berufsschule/Beschäftigung

Aus Sicht der gesundheitsbezogenen Prävention sind  für den Übergang älterer Jugendliche bzw. junger Erwachsener in das Berufsleben insbesondere Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung in Berufsschulen, aber auch bei der Zusammenarbeit mit Betrieben (duales Ausbildungssystem) oder das betriebliche Gesundheitsmanagement insbesondere während der Ausbildungszeit in den Blick zu nehmen. Eine besondere gesellschaftliche Aufgabe stellt sich außerdem für Einrichtungen, die Beschäftigungsprogramme für junge Menschen mit einem besonderen Förderbedarf anbieten.
Hinzu kommt als entscheidende Entwicklungsaufgabe die Loslösung vom Elternhaus. Die Verantwortung für ein selbstständiges Leben, inklusive der eigenen Gesundheit, geht nun in Gänze auf die jungen Menschen über.

Moderation:

  • Prof. Dr. Eike Quilling, Hochschule RheinMain

Impulsgebende:

  • Mareike Schnelle, K + S Kaliwerk Neuhof Ellers
  • Frau Heidrun Fronek, Staatliches Berufliches Schulzentrum (BSZ) Regensburg
  • Alexander Lawitschka, Christliches Jugenddorfwerk Deutschland e.V.

Jugendfreizeit

Jugendliche streben auch in ihrer Freizeitgestaltung nach Autonomie, Selbstverwirklichung und Grenzerfahrung. Eine große Herrausorderung ist die Verstetigung einer aktiven gesundheitsgerechten Freizeitgestaltung. Damit junge Menschen bei ihren Freizeitaktivitäten, z.B. im Sportverein oder Jugendzentrum, für Gesundheitsthemen begeistert werden können, muss die Vermittlung auf lebendige und authentische Weise geschehen. Auch das Aufgreifen aktueller jugendkultureller Trends bei Angeboten zur Gesundheitsförderung und Prävention kann zur Akzeptanz bei Jugendlichen beitragen.

Moderation:

  • Prof. Dr. Harald Michels, Hochschule Düsseldorf

Impulsgebende:

  • Prof. Dr. Charlotte Hanisch, Universität zu Köln
  • Stefan Pospiech, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.
  • Heike Hülse, Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) e.V.

Kommune

Die Kommune ist ein zentrales lebensphasenübergreifendes Setting. Viele Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen Organisationen wie z.B. Kindertageseinrichtungen, Familienzentren, Kinder- und Jugendarbeit, Schulen, Träger der Wohlfahrtspflege, das Gesundheitswesen und die Stadtentwicklung, aber auch das Jobcenter gestalten den Lebensraum von Kindern, Jugendlichen und Familien in der Kommune mit. All diese Einrichtungen möchten zum gesunden Aufwachsen sowie gesunden Leben von Familien beitragen. Daher sind diese Akteurinnen und Akteure natürliche Partnerinnen und Partner beim Auf- und Ausbau einer Präventionslandschaft in der Kommune. Die große Herausforderung ist es, Gemeinsamkeit und Vernetzung zu leben, um dieser gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht zu werden.

Moderation:

  • Stefan Bräunling, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V.

Impusgebende:

  • Waldemar Süß, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Anne Janz, Dezernat V für Jugend, Schule, Frauen und Gesundheit in Kassel
  • Stephan Koesling, Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e.V. (SLfG)

Peeransätze

In der Gesundheitsförderung ist mit Peer Education das Lehren oder Teilen von Informationen, Werten und Verhaltensweisen zur Gesundheit durch Mitglieder gleicher Alters- oder Statusgruppen gemeint. Peeransätze werden in unterschiedlichen Bereichen, z.B. in der Suchtprävention, bei der Aufklärung über HIV und STI, beim Umgang mit Medien und bei vielen anderen gesundheitsrelevanten Themen, genutzt. Die am häufigsten gewählten Settings für sogenannte Peerprojekte sind die Schule, Betriebe bzw. der Arbeitsplatz, Jugendzentren oder das Setting Freizeit ganz allgemein. Die Auswahl eines geeigneten Settings für eine Intervention erfolgt in der Regel in Abhängigkeit von der spezifischen Zielgruppe, der die präventive Maßnahme gilt. Dabei geht es darum, jungen Menschen die Kompetenz zuzuschreiben und zentrale gesundheitsrelevante Inhalte zu vermitteln. Besonders für Jugendliche ist die Peergroup eine wichtige Sozialisationsinstanz. Hier werden Erfahrungen abseits der elterlichen Kontrolle gemacht - Peergroups oder Peers dienen damit auch der Emanzipation vom Elternhaus.

Moderation:

  • Prof. Dr. Dieter Kleiber, Freie Universität Berlin

Impulsgebende:

  • Kerstin Andresen, Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.
  • Dr. Tobias Schwarz, Bundeszentrale für gesundheitlich Aufklärung mit Henning Evers, Peer der Kampagne „Kenn dein Limit“

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