Studien ab 1997

Titelbild "Jugendliche Raucher"

Jugendliche Raucher

Veränderungen des Rauchverhaltens und Ansätze für die Prävention

Ergebnisse


Ziele

Langfristig angelegte Untersuchung des Konsums, der Konsummotive und der situativen Bedingungen des Gebrauchs von Alkohol, Zigaretten und illegalen Rauschmitteln, der fördernden und hindernden Einflussfaktoren auf den Drogenkonsum und der kommunikativen Erreichbarkeit der Jugendlichen mit Präventionsmaßnahmen.

Untersuchungsmethodik

Repräsentative Wiederholungs-Befragungen der 12- bis 25-jährigen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland in mehrjährigen Abständen.

Verfahren der Datenerhebung

Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Auswahlverfahren

Random-Stichprobe (Computergenerierte Zufallstelefonnummern, Zufallsauswahl von 12- bis 25-Jährigen im Haushalt).

Stichprobengröße: 3000 Fälle
Westdeutschland: 2000
Ostdeutschland: 1000

Frauen:  Insgesamt: 1466

  • 12- bis 15-Jährige: 419
  • 16- bis 19-Jährige: 425
  • 20- bis 25-Jährige: 622

Männer: Insgesamt: 1538

  • 12- bis 15-Jährige: 442
  • 16- bis 19-Jährige: 447
  • 20- bis 25-Jährige: 649

Befragungszeitraum

November 2000 bis Januar 2001

Datenerhebung, statistische Analysen und Trenberechnungen

forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen
mbH, Dortmund/Berlin

Konzeptentwicklung, Analyse und Berichterstattung

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Referat 2-25,
Gerhard Christiansen, Volker Stander und Jürgen Töppich

Vorbemerkung

Daten zur Untersuchung

1. Tabakkonsum der Jugendlichen

  • Raucherquote
  • Nieraucherquote

2. Langfristige Entwicklung des Tabakkonsums

  • Jugendliche insgesamt
  • 12- bis 15-Jährige
  • 16- bis 19-Jährige
  • 20- bis 25-Jährige

3. Einflußfaktoren auf das Rauchverhalten

  • Ausbildung
  • Der Einfluss des Freundeskreises
  • Gesundheitsbewusstsein und Tabakkonsum
  • Sportvereinsmitgliedschaft und Nierauchen
  • Gründe für das Rauchen
  • Körperliche Folgen des Tabakkonsums
  • Wahrnehmungen von Rauchregelungen
  • Schutz vor Passivrauchen

4. Beendigung des Rauchens

  • Bereitschaft zur Beendigung des Rauchens
  • Aufhörversuche
  • Verwendung von Hilfsmitteln
  • Einschätzung des zukünftigen Rauchverhaltens

5. Zusammenfassung

Anmerkungen

Der langfristige Trend ändert sich
In den beiden vergangenen Jahrzehnten ging in der der Bundesrepublik Deutschland die Zahl 12- bis 25-jähriger Raucher langsam und kontinuierlich zurück. 1979 betrug der Anteil der Raucher an den 12- bis 25-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland 44 Prozent, 2001 sind es 38 Prozent. Umgekehrt steigt in diesem Zeitraum der Anteil der Nieraucher um 58 Prozent, von 31 Prozent in 1979 auf 49 Prozent in 2001. Hinter diesem Trend für die Gesamtheit der Jugendlichen bleibt jedoch verborgen, dass sich seit einigen Jahren der Tabakkonsum jüngerer Teilgruppen der Jugendlichen ändert.

Mehr Jüngere fangen an zu rauchen
Für die 20- bis 25-Jährigen gilt nach wie vor, dass der Nieraucheranteil steigt und der Raucheranteil sinkt. Bei den 16- bis 19-Jährigen steigt zwar ebenfalls der Nieraucheranteil, die Raucherquote stagniert jedoch bei den männlichen Jugendlichen und bei den weiblichen Jugendlichen dieser Altersgruppe nimmt der Anteil der Raucherinnen wieder zu. Vor allem aber verändert sich der Tabakkonsum der 12- bis 15-Jährigen. Bei ihnen stagniert auch der Trend zum Nierauchen. Der Anteil der Raucher steigt seit 1989 wieder deutlich, sowohl bei den weiblichen als auch bei den männlichen Jugendlichen. Diese jüngeren Altersjahrgänge der Jugendlichen sind somit eine besonders wichtige Zielgruppe für die Tabakprävention.

Gruppenklima begünstigt die Ausbreitung des Rauchens
Die Ergebnisse der Drogenaffinitätsstudie zeigen, dass sich in den letzten Jahren im sozialen Kontext der Jugendlichen einige Faktoren verstärkt haben, die die Ausbreitung des Rauchens begünstigen:

  • Jugendliche Nichtraucher (besonders die jüngeren Altersgruppen) sind zunehmend dem Einfluss gleichaltriger Raucher in ihren Freundesgruppen ausgesetzt.
  • Der Einstieg ins Rauchen wird von den Freunden stärker sozial unterstützt als in der Vergangenheit, vor allem bei den jüngsten Altersgruppen.
  • Abstinenz dagegen wird weniger häufig sozial unterstützt.

Diese Faktoren erleichtern nicht nur, dass sich das Rauchen sehr schnell und epidemisch in den Kontaktnetzen Jugendlicher ausbreiten kann, sondern erschwert auch die Prävention: Man kann nicht mehr davon ausgehen, dass in den Peer-Groups der Jugendlichen ein einhellig positives Einstellungsklima zum Nichtrauchen besteht.

Einstellungen begünstigen das Rauchen
Weiter muss die Prävention berücksichtigen, dass Rauchen bei den Jugendlichen in Einstellungen verankert ist, die es vor allem mit Genuss und Entspannung in Verbindung bringen, wie beispielsweise „Rauchen beruhigt“, „Eine Zigarettenpause schafft Wohlbefinden“, „Rauchen schmeckt“. Dieses Einstellungsmuster vertreten Raucher und Nichtraucher, die Nichtraucher jedoch mit geringerer Intensität. Raucher neigen eher als Nichtraucher dazu, negative Folgen des Tabakkonsums („Rauchen macht schlechte Haut“) zu ignorieren und mögliche positive Wirkungen („Rauchen macht schlank“) hervorzuheben.

Viele jugendliche Raucher möchten aufhören
Zu Nutze machen könnte sich die Prävention des Tabakkonsums eine vielfach ambivalente Einstellung zum Rauchen. Zwar wird auf der einen Seite das Rauchen wieder stärker akzeptiert, auf der anderen Seite jedoch ist für die meisten Jugendlichen das Nichtrauchen der erstrebenswertere Zustand:

  • Fast alle Nichtraucher (94%) möchten Nichtraucher bleiben.
  • Der Anteil der Raucher, die in fünf Jahren Nichtraucher sein wollen, ist seit 1997 gestiegen und umfasst jetzt 52 Prozent.
  • Zwei Drittel (68%) möchten zur Zeit aufhören zu rauchen oder zumindest weniger rauchen
  • Etwas weniger als zwei Drittel (61%) haben schon einmal versucht aufzuhören.

Diese Ergebnisse finden sich bei allen Altersgruppen, auch bei den 12- bis 15-Jährigen. Die ambivalente Haltung zum Rauchen wäre somit auch ein Ansatzpunkt für die frühzeitige Förderung des Nichtrauchens (Bereits die Information über die weit verbreitete Aufhörbereitschaft von Gleichaltrigen wäre eine präventive Botschaft für viele Jugendliche). Darüber hinaus belegen die Ergebnisse, dass Maßnahmen jugendgerechter Raucherentwöhnung möglich und wirksam wären.

Gesundheitsbewusstsein fördert Nichtrauchen
Ein weiterer Ansatzpunkt für die Prävention ist der Zusammenhang zwischen Gesundheitsbewusstsein und Nierauchen. Präventive Maßnahmen, die gezielt das Gesundheitsbewusstsein der Jugendlichen fördern, können den Anteil der jugendlichen Nichtraucher erhöhen.

Sportvereine als Setting für die Prävention
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sportvereine ein geeignetes Setting für die Prävention des Tabakkonsums sind. Vielen Sportvereinen gelingt es offenbar, viele Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Weiter lässt sich bei der Prävention in Sportvereinen das dort vergleichsweise weit verbreitete Gesundheitsbewusstsein nutzen.

Rauchen und soziale Ungleichheit
Die Ergebnisse der Drogenaffinitätsstudie zeigen, dass sich die Raucheranteile nach den Ausbildungseinrichtungen unterscheiden. Überdurchschnittlich häufig rauchen Haupt- und Realschüler, Berufsschüler und erwerbstätige Jugendliche. Rauchen ist somit eine relativ früh angelegte Ursache für ungleich verteilte Gesundheitsrisiken. Gegensteuern könnte eine an den Settings Hauptschule, Berufsschule und betriebliche Berufsausbildung ausgerichtete Präventionsstrategie.

Rauchverbote
Überdurchschnittlich weit verbreitet sind Rauchverbote zum einen in Haupt- und Realschulen, zum anderen in Arbeitsstätten. Die weitere Einführung, beispielsweise in Hauptschulen, ließe sich für die Prävention nutzten, indem mit den Jugendlichen die Gründe für die Einführung diskutiert werden könnte. Ein weiteres Diskussionsthema wäre das Passivrauchen. Ein besonders wichtiger Grund, Passivrauchen zu verhindern, ist für Jugendliche die Rücksichtsnahme auf möglicherweise anwesende gefährdete Personen, wie beispielsweise Schwangere und kleine Kinder.

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