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Titelseite der Studie: Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende - Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2022

Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende 2022

Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2022

Ergebnisse


Projekttitel

Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende

Ziele

  • Ermittlung der Entscheidungen und des Wissensstandes der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende
  • Erhebung der Einstellung und Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende
  • Ermittlung von anderen Indikatoren, die die Spendebereitschaft beeinflussen

Untersuchungsmethodik

In mehrjährigen Abständen wiederholte deutschlandweite Repräsentativbefragung der 14- bis einschließlich 75-jährigen Bevölkerung

Verfahren der Datenerhebung

Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Auswahlverfahren

Auswahl der Zielpersonen über eine Kombination von Festnetz- und Mobilfunkstichprobe (Dual-Frame-Design)

Ausschöpfung

43,8 Prozent (Festnetzstichprobe);
33,1 Prozent (Mobilstichprobe)

Stichprobengröße

4.004 Befragte

Befragungszeitraum

3. Januar bis 15. Februar 2022

Interviewprogrammierung, Stichprobenziehung, Datenerhebung, Gewichtung

forsa.
Gesellschaft für Sozialforschung und statistische
Analysen mbH

Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Referat T 5, Köln
Autorinnen: 
Rebecca Zimmering, Diana Hammes, (BZgA); Ute Müller, Vanessa Schulz, Franziska Jahn, (forsa)

Im Zeitraum von Januar bis Februar 2022 wurde eine Befragung zu Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zum Thema Organ- und Gewebespende mit 4.004 Befragten im Alter zwischen 14 und 75 Jahren durchgeführt. Nach Paragraph 2 des Transplantationsgesetzes1 ist die Zielgruppe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mit Blick auf die Aufklärung zum Thema Organ- und Gewebespende die Allgemeinbevölkerung. Um diese sehr heterogenen Zielgruppe repräsentativ abbilden zu können, wurde eine große Altersspanne als Basis der Befragten gewählt. 14 Jahre wurde hierbei als untere Grenze gewählt, da es ab dem vollendeten 14. Lebensjahr möglich ist, einer Organspende rechtsgültig zu widersprechen.

Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist eine generell positive Einstellung des Großteils der Befragten zum Thema Organ- und Gewebespende. Sowohl die positive Einstellung als auch die Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende sind sehr hoch. Die Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende erfasst die grundsätzliche Haltung der Befragten zum Thema Organ- und Gewebespende (passive Akzeptanz) und ist seit 2010 leicht angestiegen: 84 Prozent der Befragten stehen in der aktuellen Untersuchung einer Organ- und Gewebespende eher positiv gegenüber, im Jahr 2010 waren es 79 Prozent. Neben der grundsätzlichen Einstellung zur Organ- und Gewebespende wird erfasst, ob die Befragten grundsätzlich bereit wären, Organe und / oder Gewebe zu spenden (aktive Akzeptanz). Die aktive Akzeptanz ist seit 2010 konstant hoch: Grundsätzlich wären aktuell mit 73 Prozent fast drei Viertel der Befragten bereit, selbst Spenderin oder Spender zu werden (2010: 74 Prozent). 20 Prozent wären damit nicht einverstanden (2010: 18 Prozent). Trotz dieser überwiegend positiven Haltungen zum Thema haben nur 61 Prozent der Befragten eine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende getroffen: bei 44 Prozent wurde der Entschluss in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentiert. 17 Prozent haben zwar eine Entscheidung getroffen, diese aber nicht schriftlich fixiert. 36 Prozent haben bisher keine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende getroffen. Allerdings spiegelt sich die generell positive Einstellung in den getroffenen Entscheidungen zur Organ- und Gewebespende wider, die meistens zugunsten einer Einwilligung ausfallen. Unter den Befragten, die eine Entscheidung zur Organ- und Gewebespende getroffen haben, überwiegt die Zustimmung dazu mit 73 Prozent. Dokumentierte Entscheidungen (auf einem Organspendeausweis oder sowohl in einem Organspendeausweis als auch in einer Patientenverfügung) fallen häufiger zugunsten einer Einwilligung zur Organ- und Gewebespende aus als Entscheidungen, die nicht dokumentiert wurden. Widerspruch erfolgt am häufigsten, wenn die Entscheidung ausschließlich in einer Patientenverfügung dokumentiert wird.

Auch die Beweggründe für die individuelle Entscheidung bezüglich der Organ- und Gewebespende wurden in der vorliegenden Untersuchung detailliert betrachtet. Bei einer Zustimmung wird mit Abstand am häufigsten der Wunsch, anderen zu helfen bzw. dem eigenen Tod einen Sinn zu geben, als zentrales Motiv genannt. Die Überzeugung, selbst als Spenderin oder Spender nicht geeignet zu sein, ist der meistgenannte Grund für eine Ablehnung. Der Hauptgrund für eine ausstehende Entscheidung ist meist eine unzureichende oder fehlende Auseinandersetzung mit dem Thema.
Von den Befragten, die bereits eine Entscheidung getroffen haben, geben 79 Prozent an, diese Entscheidung auch jemandem mitgeteilt zu haben. Dokumentierte Entscheidungen wurden häufiger mitgeteilt als nicht dokumentierte. In erster Linie wurde die Entscheidung Angehörigen oder der Partnerin bzw. dem Partner mitgeteilt. Die Befragten, die ihren Entschluss zur Organ- und Gewebespende bislang niemandem mitgeteilt haben, begründen dies am häufigsten damit, dass ihnen dazu bisher die Gelegenheit fehlte oder dass sie sich mit dem Thema nicht (weiter) auseinandersetzen möchten.
Ein weiterer Schwerpunkt der Befragung war die Erhebung des Wissensstandes zum Thema Organ- und Gewebespende. In der objektiven Ermittlung des Kenntnisstandes zeigt sich, dass gut ein Drittel (36 Prozent) der Befragten als gut informiert einzustufen ist. 59 Prozent sind mäßig und 5 Prozent schlecht über das Thema Organ- und Gewebespende informiert. Dabei steigt der Wissensstand mit zunehmendem formalen Bildungsniveau. Der Wissensstand ist höher bei Fragen zur Regelung und zu den medizinischen Möglichkeiten der Organ- und Gewebespende (Wissensdimension „Spende“) als bei Fragen, die sich auf die Entscheidung zur Organ- und Gewebespende und ihre Dokumentation beziehen (Wissensdimension „Entscheidung“).
Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten gibt an, sich ausreichend über das Thema informiert zu fühlen. Mehr Informationen zum Thema Organ- und Gewebespende wünschen sich 44 Prozent der Befragten.
Trotz des positiven Trends bei den dokumentierten Entscheidungen ist ihr Anteil mit 44 Prozent (2020: 43 Prozent) immer noch niedrig. Ziel der Aufklärungsarbeit der BZgA ist daher, die Zahl der dokumentierten Entscheidungen weiter zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden verschiedene Maßnahmen für die Allgemeinbevölkerung sowie für Teilzielgruppen erarbeitet. Bestehende Maßnahmen werden angepasst und erweitert, neue Konzepte zusätzlich entwickelt. Eine Sensibilisierung für das Thema wird durch die Kombination von massenmedialen und personalkommunikativen Elementen herbeigeführt. Im Fokus dieser Aufklärungsarbeiten steht ein vereinfachter Zugang zum Thema Organ- und Gewebespende und zum Organspendeausweis.

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