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Titelseite der Studie "Infektionsschutz" 2018

Infektionsschutz - Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen

Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2018 zum Infektionsschutz

Ergebnisse


Projekttitel

Einstellungen, Wissen und Verhalten von Erwachsenen und Eltern gegenüber Impfungen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2018 zum Infektionsschutz

Ziele

Ermittlung von Daten als Grundlage für eine zielgerichtete Weiterentwicklung und Planung künftiger Maßnahmen der BZgA zur Steigerung der Durchimpfungsrate in der Bevölkerung.
Ermittlung des Kenntnisstands sowie Identifikation von Impfhindernissen und möglichen Vorbehalten gegenüber dem Impfen im Kindesalter.
Evaluierung bestehender Maßnahmen und Aktivitäten.

Untersuchungsmethodik

In mehrjährigen Abständen wiederholte deutschlandweite Repräsentativbefragung der 16- bis einschließlich 85-jährigen Bevölkerung

Verfahren der Datenerhebung

Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Auswahlverfahren

Auswahl der Zielpersonen über eine Kombination von Festnetz- und Mobilfunkstichprobe (Dual-Frame-Design)

Aufstockung der Stichprobe um insgesamt 501 schwangere Frauen sowie insgesamt 1.060 Mütter bzw. Väter 0- bis 13-jähriger Kinder

Ausschöpfung

48,9 % (Festnetzstichprobe) und 38,1 % (Mobiltelefonstichprobe)

Stichprobengröße

5.054 Befragte

Befragungszeitraum

24. Juli bis 12. September 2018

Interviewprogrammierung, Stichprobenziehung, Datenerhebung, Gewichtung:

forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Referat 1-11
Autoren: Nina Horstkötter, Ute Müller, PD Dr. Oliver Ommen, Dr. Britta Reckendrees, Volker Stander, Peter Lang, Dr. Heidrun M. Thaiss

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt regelmäßig bundesweite Repräsentativbefragungen zum Thema Infektionsschutz durch. Ziel der vorliegenden Wiederholungsbefragung war es, das Wissen, die Einstellung und das Verhalten der Bevölkerung im Alter von 16 bis 85 Jahren zum Thema Infektionsschutz durch Impfen und deren Veränderung im Zeitverlauf zu ermitteln.

Ein Schwerpunkt der Befragung lag bei den Schutzimpfungen als präventive Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen im Erwachsenenalter. Neben dem Impfverhalten und der generellen Impfbereitschaft sollten auch Impfhindernisse und mögliche Vorbehalte gegenüber Impfungen identifiziert werden.

Ein zweiter Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung waren Impfungen im Kindesalter. Hierzu wurden die Einstellungen der Eltern 0- bis 13-jähriger Kinder zum Thema Impfungen im Kindesalter differenziert erfasst. Ziel war es, mögliche Faktoren zu identifizieren, die Eltern davon abhalten, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Impfungen im Säuglings- und Kindesalter umzusetzen. Zudem wurden das Informationsverhalten und die bevorzugten Kommunikationskanäle der Mütter und Väter zum Thema Impfen von Kindern sowie der Stellenwert der Ärzteschaft in der Impfaufklärung der Eltern beleuchtet.

IMPFUNGEN IM ERWACHSENENALTER

Einstellungen zu Schutzimpfungen und Impfempfehlungen

Schutzimpfungen für Erwachsene werden von einem großen Teil der Bevölkerung als wichtig eingestuft. Insbesondere gilt dies für die Impfungen gegen Tetanus, Kinderlähmung und Hepatitis B. Ostdeutsche bewerten fast alle Schutzimpfungen häufiger als wichtig als Befragte aus den alten Bundesländern.

Gut drei Viertel der 16- bis 85-Jährigen bezeichnen sich selbst als Impfbefürworter. Etwa ein Sechstel hat teilweise Vorbehalte. Sechs Prozent haben eine „(eher) ablehnende“ Haltung gegenüber dem Impfen. Der Anteil derjenigen, die Impfungen „befürwortend“ gegenüberstehen, ist im Untersuchungszeitraum von 2012 bis 2018 signifikant gestiegen.

Durchgeführte Impfungen in den letzten fünf Jahren (Selbstauskünfte)

Mehr als zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie in den vergangenen fünf Jahren mindestens eine Impfung erhalten haben. Am häufigsten erinnern sich die Befragten an Impfungen gegen Tetanus und saisonale Grippe. Ostdeutsche, Befragte mit höherem Schulabschluss sowie jene mit einer generell positiven Einstellung gegenüber dem Impfen geben überdurchschnittlich häufig an, in den letzten fünf Jahren geimpft worden zu sein.

Masernimpfung

Seit Juli 2010 gibt es eine Impfempfehlung gegen Masern für Personen, die nach 1970 geboren wurden. Gut ein Viertel der Betroffenen hat schon von dieser Empfehlung gehört. Dieser Wert ist seit 2012 nicht signifikant gestiegen. Wissensdefizite sind das am häufigsten genannte Hindernis für die Inanspruchnahme einer Masernimpfung.

Impfung gegen saisonale Grippe

Die jährliche Impfung gegen saisonale Grippe wird insbesondere älteren Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken jeden Alters, medizinischem Personal sowie Frauen, die während des Winterhalbjahrs schwanger sind, empfohlen. Im Zeitvergleich (2012 bis 2018) zeigt sich weder für die Befragten insgesamt noch für die genannten Indikationsgruppen ein signifikanter Trend beim Anteil derjenigen, die eine Impfung gegen saisonale Grippe für sich selbst als besonders wichtig oder wichtig erachten. Knapp zwei Fünftel der chronisch Kranken und knapp die Hälfte der Senioren setzen, ihren eigenen Angaben zufolge, die Impfempfehlung für saisonale Grippe um. Von den Personen, die im medizinischen Bereich mit Patientenkontakt tätig sind, gibt nur gut ein Viertel an, sich an diese Empfehlung zu halten. Als Hauptgründe für den Verzicht auf die Impfung gegen saisonale Grippe werden Zweifel an der Wirksamkeit der Impfung und der Schwere einer möglichen Grippeerkrankung genannt. Der Anteil derer, die auf eine regelmäßige Grippeimpfung verzichten, weil sie Grippe nicht als besonders schwere Krankheit einschätzen, ist jedoch im Zeitvergleich (2012 bis 2018) signifikant gesunken.

Impfanlässe und -hindernisse

Häufigster Anlass für die Inanspruchnahme einer Impfung war der Rat oder Hinweis einer anderen Person, in der Regel einer Ärztin bzw. eines Arztes. Bei jüngeren Menschen sind auch Familienangehörige entscheidende Ratgeber. Berufliche Gründe waren für gut ein Drittel, eine Reise für knapp die Hälfte schon einmal Anlass, sich impfen zu lassen.

Etwas mehr als ein Viertel der Befragten hat in den letzten Jahren eine oder mehrere anstehende Impfungen nicht durchführen lassen, am häufigsten deshalb, weil Impftermine verpasst oder vergessen wurden, weil der Verlauf der Krankheit, gegen die geimpft werden sollte, als nicht schwer eingeschätzt wurde oder aus Angst vor Nebenwirkungen der Impfung.

Informationen und Beratung zu Impfungen

Gut ein Viertel der Befragten hat sich in den letzten zwei Jahren zu Impfungen für Erwachsene beraten lassen. Die Beratung erfolgte fast ausschließlich durch eine Ärztin oder einen Arzt, in der Regel durch Allgemeinmediziner. Die Schlüsselrolle der Ärzteschaft unterstreichen auch die Antworten auf die Frage, welche Möglichkeiten als geeignet angesehen werden, um sich über Impfungen zu informieren. Hier wird in allen betrachteten Bevölkerungsgruppen mit Abstand am häufigsten ein persönliches Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin genannt.

Wissen zu Schutzimpfungen

Die Befragten nehmen den eigenen Informationsstand zum Thema Impfen subjektiv sehr unterschiedlich wahr: Gut die Hälfte stuft sich als sehr gut oder gut informiert ein, etwa zwei Fünftel fühlen sich weniger gut oder schlecht informiert. Knapp ein Drittel hätte gern weitere Informationen, ganz besonders zur Wirkweise und Dauer der Schutzwirkung von Impfungen.

Wissensdefizite zeigen sich beim Thema Auffrisch- und Wiederholungsimpfungen. Gegen welche Erkrankungen wiederholt geimpft werden muss, um sicher geschützt zu sein, ist nur in Bezug auf Tetanus einer Mehrheit der Bevölkerung bekannt.

Impfpass

90 Prozent der Befragten geben an, einen Impfpass zu besitzen. Allerdings weiß etwa ein Viertel der Impfpassbesitzer nicht oder nicht genau, wo sich dieser befindet.

IMPFUNGEN IM KINDESALTER

Einstellungen zu Schutzimpfungen

Die überwiegende Mehrheit der Eltern ist dem Impfen gegenüber positiv eingestellt. Vier Fünftel bezeichnen sich selbst als Impfbefürworter. 14 Prozent haben teilweise Vorbehalte. Fünf Prozent haben eine „(eher) ablehnende“ Haltung gegenüber dem Impfen.

Nahezu alle befragten Eltern meinen, dass ihr Kind auf jeden Fall gegen Tetanus, Kinderlähmung, Diphtherie, Mumps und Masern geimpft werden sollte. Auch gegen Röteln, Keuchhusten, Meningokokken und Hepatitis B sollten die Kinder aus Sicht der meisten Eltern geimpft werden.

Grundsätzlich ist es fast allen Eltern wichtig, dass ihr Kind möglichst gut gegen ansteckende Krankheiten geschützt ist. Nur wenige Eltern glauben, dass Nebenwirkungen, die ärztlich behandelt werden müssen, oder gar bleibende Schäden oft als Folge von Schutzimpfungen auftreten.

Einschätzung der Gefährlichkeit von impfpräventablen Erkrankungen

Die Analyse der Risikobewertung von Infektionskrankheiten zeigt, dass die impfpräventablen Erkrankungen, mit Ausnahme von Windpocken und Influenza, von einer deutlichen Mehrheit der Eltern als gefährlich eingeschätzt werden. Im besonderen Maße gilt dies für Kinderlähmung, Tetanus, Hepatitis B und Diphtherie.

Impfhindernisse

Als häufigsten Grund für die Ablehnung einzelner Impfungen nennen die befragten Eltern den angegriffenen Gesundheitszustand ihres Kindes bzw. Infekte zum Impfzeitpunkt. Weitere, jedoch deutlich seltener genannte Hindernisse beziehen sich auf eine eher skeptische Haltung gegenüber dem Impfen, wie etwa die Einschätzung, dass eine Impfung unnötig sei, die Befürchtung einer zu starken körperlichen Belastung des Kindes oder die Angst vor Nebenwirkungen und Impfschäden.

Wissen zu Impfungen im Kindesalter, bevorzugte Informationsquellen und Impfberatung

91 Prozent der Eltern fühlen sich sehr gut oder gut über Kinderimpfungen informiert. Neun Prozent bezeichnen ihren Informationsstand als eher schlecht oder schlecht.

Die Ergebnisse der Befragung belegen nach wie vor die zentrale Rolle der Ärzteschaft als Ansprechpartner der Eltern zum Thema Impfen. Nahezu alle Eltern haben eine feste Arztpraxis, die sie zur Behandlung ihres Kindes aufsuchen, in der Mehrheit handelt es sich um eine Kinderarztpraxis.

Als Informationsquelle halten nahezu alle Eltern das persönliche Gespräch mit der Ärztin bzw. dem Arzt für geeignet.

Eltern, die vor der letzten Impfung ihres Kindes in einem Aufklärungsgespräch über den Nutzen und die Risiken der empfohlenen Impfung beraten wurden, äußern sich nahezu durchweg positiv darüber. Allerdings gibt knapp ein Viertel an, eine solche ärztliche Beratung vor der letzten Impfung nicht erhalten zu haben.

 

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