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Titelseite der Studie: Infektionsschutz durch Hygiene - Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2019

Infektionsschutz durch Hygiene 2019

Einstellungen, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zum Infektionsschutz durch Hygiene - Ergebnisse der Repräsentativbefragung 2019

Erscheinungsdatum: Februar 2022

Ergebnisse (barrierefreies PDF-Dokument)


Projekttitel

Infektionsschutz durch Hygiene – Einstellungen, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung

Ziele

  • Ermittlung von Daten als Grundlage für eine zielgerichtete Weiterentwicklung und Planung künftiger Maßnahmen der BZgA zur Verbesserung des Hygieneverhaltens in der Bevölkerung
  • Evaluierung bestehender Maßnahmen und Aktivitäten

Untersuchungsmethodik

In mehrjährigen Abständen wiederholte deutschlandweite Repräsentativbefragung der 16- bis einschließlich 85-jährigen Bevölkerung

Verfahren der Datenerhebung

Auswahl der Zielpersonen über Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Auswahlverfahren

Auswahl der Zielpersonen über eine Kombination von Festnetz- und Mobilfunkstichprobe (Dual-Frame-Design)

Aufstockung der Stichprobe auf insgesamt 1.013 Erziehungsberechtigte von Kindern unter 16 Jahren

Ausschöpfung

48,1 % (Festnetzstichprobe) und 37,3 % (Mobiltelefonstichprobe)

Stichprobengröße

4.001 Befragte

Befragungszeitraum

3. Juli bis 26. August 2019

Interviewprogrammierung, Stichprobenziehung, Datenerhebung, Gewichtung

forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, Referat T2 Infektionsschutz, Risiko- und Krisenmanagement

Autoren: Anna Gaczkowska, Dr. Andrea Rückle, Dr. Linda Seefeld, Ute Müller, PD Dr. Oliver Ommen, Anna Platte, Volker Stander, Peter Lang, Prof. Dr. Heidrun M. Thaiss, Prof. Dr. Martin Dietrich

Ziel der vorliegenden, bundesweiten Repräsentativbefragung war es, das Wissen, die Einstellungen und das Verhalten der Bevölkerung im Alter von 16 bis 85 Jahren zum Thema Infektionsschutz durch Hygiene zu ermitteln.

Einen Fokus der Befragung bildete die Händehygiene im Alltag als eine zentrale Maßnahme für den Infektionsschutz. Hygienemaßnahmen im Krankheitsfall waren ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung.

Darüber hinaus wurden Kenntnisse zur Wirksamkeit von Antibiotika ermittelt sowie der Umgang mit verschriebenen Antibiotika näher beleuchtet. Auch die Bekanntheit von Antibiotika-Resistenzen sowie die in der Bevölkerung vorhandenen Meinungen zu deren Entstehung waren Teil der Untersuchung.

Händehygiene
Nahezu alle Befragten sind der Meinung, dass Händewaschen wahrscheinlich oder auf jeden Fall hilft, die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Dabei berücksichtigt gut die Hälfte nach eigenen Angaben die empfohlene Dauer für das Händewaschen von mindestens 20 Sekunden. Über den Untersuchungszeitraum betrachtet (2012 bis 2019) hat sich der Anteil derjenigen, die nach eigenen Angaben eine Mindestdauer von 20 Sekunden beim Händewaschen einhalten, signifikant erhöht.

Bezüglich der Häufigkeit des Händewaschens gibt ein Fünftel an, dies maximal fünfmal am Tag zu tun.

Die Nutzung von Waschsubstanzen ist nahezu durchgängig verbreitet. Zur Händetrocknung in öffentlichen Toilettenanlagen bevorzugen knapp zwei Drittel der Befragten Papiertücher.

Nach bestimmten Tätigkeiten wird das Händewaschen angeraten, um Schmierinfektionen zu vermeiden. Die Befragung zeigt, dass sich insbesondere nach dem Toilettenbesuch sowie vor der Zubereitung von Lebensmitteln eine große Mehrheit der Bevölkerung konsequent die Hände wäscht. Nach dem Naseputzen beziehungsweise Husten ist das Händewaschen jedoch nur unter gut einem Viertel der Befragten verbreitet.

Als Hinderungsgrund für das Händewaschen wird oft das Gefühl genannt, dass dies nicht notwendig sei. Auch das Fehlen geeigneter Waschmöglichkeiten ist in bestimmten Situationen ein von den Befragten häufig genannter Grund, sich nicht die Hände zu waschen. Als weiteres Hindernis für das Händewaschen wird von relativ vielen das schlichte Vergessen genannt.

Hygiene im Krankheitsfall
Das Übertragungsrisiko von Erregern kann verringert werden, wenn in die Ellenbeuge beziehungsweise den Ärmel oder in ein Taschentuch – anstatt in die vorgehaltene Hand – gehustet oder geniest wird. Diese beiden Maßnahmen werden zwar von zwei Dritteln der Befragten als wirksam eingeschätzt, umgesetzt werden sie jedoch nach wie vor nur von einer Minderheit. Allerdings ist im Sinne der Infektionsprävention im Vergleich zur Befragung von 2017 eine positive Änderung zu verzeichnen: So wird das Husten oder Niesen in die Ellenbeuge beziehungsweise den Ärmel oder ein Taschentuch mittlerweile von einem höheren Anteil praktiziert. Das Husten oder Niesen in die vorgehaltene Hand wird hingegen von einem geringeren Anteil der Befragten praktiziert. Auch die Sensibilität für das Ansteckungsrisiko durch Eigenberührung ist erneut angestiegen: Im Zeitvergleich (2012 bis 2019) zeigt sich ein signifikant positiver Trend beim Anteil derjenigen, die der Auffassung sind, dass durch Eigenberührung auf jeden Fall eine Ansteckungsgefahr besteht.

Bei einem Krankheitsfall im Haushalt wird jeweils von einer Mehrheit der Befragten in Bezug auf Geschirr und Besteck sowie Wäsche auf Hygiene geachtet. Auf engen Körperkontakt mit dem Erkrankten verzichtet knapp die Hälfte. Andere Empfehlungen zur häuslichen Hygiene, wie die konsequente Reinigung von Haushaltsgegenständen oder Oberflächen, die von der erkrankten Person berührt wurden, oder die räumliche Trennung des Erkrankten, werden jedoch nur von jedem Fünften befolgt.

Kenntnisse zu und Umgang mit Antibiotika
In Bezug auf die Wirksamkeit von Antibiotika bestehen nach wie vor Wissensdefizite in der Bevölkerung. Lediglich die Hälfte der Befragten weiß, dass Antibiotika ausschließlich gegen Bakterien wirken. Von Antibiotika-Resistenzen hat nach eigener Angabe eine deutliche Mehrheit der Befragten schon einmal etwas gehört. Ursächlich dafür sind nach Einschätzung der Befragten vor allem die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung sowie der Einsatz beim Menschen.

Der Umgang mit verschriebenen Antibiotika ist überwiegend ordnungsgemäß. So halten sich die weitaus meisten an die verschiedenen Hinweise zur Einnahme des Medikaments. Auch die Aufbewahrungshinweise werden mehrheitlich beachtet. Jedoch bewahrt gut ein Viertel der Befragten übrig gebliebene Antibiotika für sich oder andere Haushaltsmitglieder auf.

Informationen zum Infektionsschutz
Persönlich sieht nur rund ein Sechstel der Befragten einen Bedarf an Informationen zum Infektionsschutz und bekundet Interesse an weiteren Angeboten zu Infektionskrankheiten und persönlichen Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Grippe und ähnlichen ansteckenden Krankheiten. Eine Schlüsselrolle kommt dabei aus Sicht der Befragten der Ärzteschaft zu.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass der Kenntnisstand in der Bevölkerung zum Infektionsschutz durch Hygiene zwar generell gewachsen ist, jedoch zu einzelnen Themen nach wie vor deutliche Wissenslücken bestehen. Hierzu zählen unter anderem die Kenntnis über die empfohlene Dauer des Händewaschens, die Kenntnis der entsprechenden Anlässe für das Händewaschen, das Wissen über das „richtige“ Husten und Niesen sowie die Wirksamkeit von Antibiotika.

Ziel der Aufklärungs- und Informationsarbeit der BZgA ist daher, das Wissen und Handeln der Allgemeinbevölkerung hinsichtlich des Infektionsschutzes durch Hygiene weiter zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden bestehende Maßnahmen angepasst und erweitert sowie zusätzlich neue Konzepte entwickelt. Im Fokus dieser Aufklärungsarbeiten steht die niedrigschwellige Ansprache im Alltag – zum Beispiel in Form von Merkblättern, Plakaten und Aufklebern, die die empfohlene Praxis verdeutlichen beziehungsweise situationsbezogen daran erinnern.

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