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Titelseite der Studie: Einstellungen, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zum Infektionsschutz

Einstellungen, Wissen und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zum Infektionsschutz

November 2014

Ergebnisse


Ziele

Die vorliegende Studie hat zum Ziel, das Wissen, die Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung im Zusammenhang mit den Themen Impfen und Hygiene zu untersuchen. Sie ist eine Wiederholung der Baseline-Studie aus dem Jahr 2012.
Die Studie ermöglicht die Evaluierung und Weiterentwicklung bestehender sowie künftiger Maßnahmen zur Steigerung der Durchimpfungsrate und zur Verbesserung des Hygieneverhaltens.

Untersuchungsmethodik

Repräsentativbefragung bei der über 16- bis 85-jährigen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland.

Verfahren der Datenerhebung

Computergestützte Telefoninterviews (CATI)

Auswahlverfahren

Dual-Frame-Design; Mehrstufige Zufallsstichprobe auf Basis des ADM-Telefonstichproben-Systems (Grundlage: ADM Telefon-Mastersample bzw. ADM-Auswahlrahmen für Mobiltelefonie)

Stichprobengröße

Nettostichprobe*: 4.491
Festnetz: 3.734
Mobil: 757

*Inkl. Aufstockung der Stichprobe auf insgesamt 501 Schwangere

Befragungszeitraum

Zwischen Juli und September 2014

Datenerhebung

forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Berlin/Dortmund

Konzeptentwicklung, Analyse und Berichterstattung

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, PD Dr. Oliver Ommen, Dr. Britta Reckendrees, Dr. Linda Seefeld, Volker Stander; Ute Müller, forsa, Berlin

Ziel der vorliegenden, bundesweiten Repräsentativbefragung war es, das Wissen, die Einstellung und das Verhalten der Bevölkerung im Alter von 16 bis 85 Jahren zum Thema Infektionsschutz zu ermitteln.

Im Zentrum der Befragung standen zum einen Schutzimpfungen als prophylaktische Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen. Neben dem Impfverhalten und der generellen Impfbereitschaft sollten auch Impfhindernisse und mögliche Vorbehalte gegenüber dem Impfen identifiziert werden.

Ein zweiter Schwerpunkt war das Hygieneverhalten der Bevölkerung, insbesondere die Umsetzung und Einschätzung der Empfehlungen für eine effektive Handhygiene sowie zum richtigen Verhalten beim Husten oder Niesen.

Impfungen

Einstellungen zu Schutzimpfungen und Impfempfehlungen
Schutzimpfungen für Erwachsene werden von einem großen Teil der Bevölkerung als wichtig eingestuft. Insbesondere gilt dies für die Impfungen gegen Tetanus, Hepatitis B, Kinderlähmung und Diphtherie. Ostdeutsche bewerten Schutzimpfungen durchgängig häufiger als wichtig als Befragte aus den alten Bundesländern.

Gut zwei Drittel der 16- bis 85-Jährigen bezeichnen sich selbst als Impfbefürworter. Ein Viertel hat teilweise Vorbehalte. 6 Prozent haben eine (eher) ablehnende Haltung gegenüber dem Impfen. Im Vergleich zur Baselinestudie ist der Anteil derjenigen, die Impfungen befürwortend gegenüberstehen signifikant gestiegen.

Gut die Hälfte meint, man könne den offiziellen Impfempfehlungen in Deutschland vertrauen. Ein Drittel glaubt jedoch, man könne nicht darauf vertrauen, dass alle verfügbaren medizinischen Informationen bei der Erarbeitung der Empfehlungen berücksichtigt werden.

Durchgeführte Impfungen in den letzten fünf Jahren (Selbstauskünfte)
Gut zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie in den vergangenen fünf Jahren mindestens eine Impfung erhalten haben. Am häufigsten erinnern sich die Befragten an Impfungen gegen Tetanus, saisonale Grippe und Hepatitis B. Jüngere, Befragte mit mittlerem oder höherem Schulabschluss sowie jene mit einer generell positiven Einstellung gegenüber dem Impfen geben überdurchschnittlich häufig an, in den letzten fünf Jahren geimpft worden zu sein.

Masernimpfung
Seit Juli 2010 gibt es eine Impfempfehlung gegen Masern für Personen, die nach 1970 geboren wurden. Ein Viertel der Betroffenen hat schon von dieser Empfehlung gehört. Dieser Wert ist gegenüber der Baseline-Studie aus dem Jahr 2012 signifikant gestiegen. Die 1970 und später Geborenen ließen sich in den letzten fünf Jahren etwas häufiger als der Durchschnitt gegen Masern impfen (20 % vs. 12 %). Der Verzicht auf eine Masernimpfung wird in erster Linie damit begründet, dass man von niemandem auf deren Notwendigkeit hingewiesen wurde.

Impfung gegen saisonale Grippe
Die jährliche Impfung gegen saisonale Grippe wird insbesondere älteren Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken jeden Alters und medizinischem Personal empfohlen. Hier ist der Anteil derjenigen, die die Impfung gegen saisonale Grippe insgesamt als „(besonders) wichtig“ einschätzen im Vergleich zur Baselinestudie signifikant gestiegen. Zwei Fünftel der chronisch kranken Personen und knapp die Hälfte der Senioren setzten diese Empfehlung um. Von den Personen, die im medizinischen Bereich mit Patientenkontakt tätig sind, gibt hingegen nur ein Viertel an, sich an diese Empfehlung gehalten zu haben. Als Hauptgründe für den Verzicht auf die Impfung gegen saisonale Grippe werden Zweifel an der Wirksamkeit der Impfung und der Schwere einer möglichen Grippeerkrankung genannt.

Impfanlässe und -hindernisse
Häufigster Anlass für die Inanspruchnahme einer Impfung war ein diesbezüglicher Rat oder Hinweis einer anderen Person, in der Regel einer Ärztin bzw. eines Arztes. Bei jüngeren Menschen sind auch Familienangehörige entscheidende Ratgeber. Eine Reise oder berufliche Gründe waren für rund zwei Fünftel schon einmal Anlass, sich impfen zu lassen. Zwar ist der Schutz der Gemeinschaft („Herdenimmunität“) durch eine Impfung einer überwiegenden Mehrheit der Befragten wichtig. Impfanlass war der Schutz anderer jedoch nur für ein Drittel derer, die sich in den vergangenen fünf Jahren haben impfen lassen.

Jeder vierte Befragte hat in den letzten Jahren eine oder mehrere anstehende Impfungen nicht durchführen lassen, am häufigsten deshalb, weil Impftermine verpasst oder vergessen wurden, weil der Verlauf der Krankheit, gegen die geimpft werden sollte, als nicht schwer eingeschätzt wurde oder aus Angst vor Nebenwirkungen der Impfung.

Informationen und Beratung zum Impfen
Knapp ein Viertel der Befragten hat sich in den letzten zwei Jahren zu Impfungen für Erwachsene beraten lassen. Die Beratung erfolgte fast ausschließlich durch eine Ärztin oder einen Arzt, in der Regel durch Allgemeinmediziner. Die Schlüsselrolle der Ärzteschaft unterstreichen auch die Antworten auf die Frage, welche Möglichkeiten als geeignet angesehen werden, um sich über Impfungen zu informieren. Hier wird in allen betrachteten Bevölkerungsgruppen mit Abstand am häufigsten ein persönliches Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin genannt.

Wissen zu Schutzimpfungen
Die subjektive Einschätzung des eigenen Informationsstands zum Thema Impfen ist gespalten: Etwas mehr als die Hälfte stuft sich als sehr gut oder gut informiert ein, knapp die Hälfte fühlt sich weniger gut oder schlecht informiert. Jeder Dritte hätte gern weitere Informationen, ganz besonders zur Dauer der Schutzwirkung von Impfungen.

Wissensdefizite zeigen sich, wenn danach gefragt wird, gegen welche Erkrankungen eine wiederholte Impfung erforderlich ist, um sicher geschützt zu sein. Die Notwendigkeit solcher Auffrischimpfungen ist spontan nur in Bezug auf die Impfung gegen Tetanus einer Mehrheit der Bevölkerung bekannt.

Impfpass
89 Prozent der Befragten geben an, einen Impfpass zu besitzen. Allerdings weiß gut ein Viertel der Impfpassbesitzer nicht genau, wo sich dieser befindet.

Hygienemaßnahmen

Händehygiene
Regelmäßige und richtige Handhygiene ist nicht für alle Befragten selbstverständlich. Beispielsweise hält sich nur ein Drittel an die empfohlene Dauer für das Händewaschen von mindestens 20 Sekunden.

Nach bestimmten Tätigkeiten wird Händewaschen angeraten, um Schmierinfektionen zu vermeiden. Diese Empfehlungen werden in manchen Situationen (insbesondere nach dem Toilettengang und vor der Zubereitung von Lebensmitteln) von einer Mehrheit der Bevölkerung ihren eigenen Angaben zufolge konsequent umgesetzt, nach anderen Tätigkeiten (Naseputzen und Husten oder Händeschütteln) ist Händewaschen allerdings nur für eine Minderheit selbstverständlich.

Hygiene im Krankheitsfall
Das Übertragungsrisiko von Erregern kann verringert werden, wenn in die Ellenbeuge bzw. den Ärmel oder in ein Taschentuch statt in die vorgehaltene Hand gehustet oder geniest wird. Die beiden empfohlenen Alternativen werden zwar von den meisten als wirksam eingeschätzt. Konsequent umgesetzt werden sie aber nur von einer Minderheit.  

Die Empfehlungen zur häuslichen Hygiene bei Erkrankung eines Haushaltsmitglieds werden nur zum Teil befolgt. Nur wenige reinigen konsequent Haushaltsgegenstände oder Oberflächen, die von der erkrankten Person berührt wurden. Auch die räumliche Trennung des Erkrankten von anderen Haushaltsmitgliedern wird nur von einer Minderheit immer praktiziert.

Wissen zum Infektionsschutz
Auf Informationsdefizite in der Bevölkerung deutet das Wissen über die Wirksamkeit von Antibiotika hin: Über die Hälfte weiß nicht, dass Antibiotika nur gegen Bakterien wirksam sind.

Ein Fünftel der Befragten hat Interesse an weiteren Informationen über Infektionskrankheiten und persönliche Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Grippe und ähnlichen ansteckenden Krankheiten. Als präferierte Informationsquelle rangiert auch hier die Ärzteschaft ganz vorn.

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