Studien ab 1997
AIDS im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2016
Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI)
Eine Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Kurzbericht Mai 2017
Ziele
Langfristig angelegte Untersuchung von Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit HIV (Human Immunodeficiency Virus) und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) sowie der Veränderungen des Informations- und Kommunikationsverhaltens
Untersuchungsmethodik
Jährliche Repräsentativbefragungen bei der über 16-jährigen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1987, seit 1994 einschließlich der neuen Bundesländer
Verfahren der Datenerhebung
Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Auswahlverfahren
Mehrstufige Zufallsstichprobe (nach ADM-Telefonstichproben-System, Zufallsauswahl von Personen im Haushalt); altersmäßig disproportional geschichteter Stichprobenplan (Bevölkerung ab 16 Jahre: n=3.603; 16- bis 44-Jährige: n=2.405)
Stichprobengröße
n ungewichtet | % ungewichtet | % gewichtet | |
Insgesamt | 3.603 | 100 | 100 |
- Westdeutschland | 3.116 | 87 | 85 |
- Ostdeutschland | 487 | 13 | 15 |
- Männer | 1.726 | 48 | 49 |
- Frauen | 1.877 | 52 | 51 |
Alleinlebende unter 45 Jahre | 1.139 | 32 | 20 |
- Männer | 634 | 55 | 23 |
- Frauen | 505 | 27 | 18 |
Migrationshintergrund | 652 | 18 | 16 |
Befragungszeitraum
Oktober 2016 bis Dezember 2016
Interviewprogrammierung, Stichprobenziehung, Daten- erhebung, Gewichtung
forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Berlin/Dortmund
Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Referat 2-25
Dr. Ursula von Rüden
Im Jahr 2016 wurden 87 % der Bevölkerung mit mindestens einem der HIV/STI- Aufklärungsmedien der BZgA innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten erreicht. Der Rückgang der Nutzung im Bereich einzelner Medien konnte durch den Einsatz weiterer, insbesondere digitaler Medien ausgeglichen werden.
Seit 2016 setzt die neue Kampagne LIEBESLEBEN mit Cartoons auf Großflächenplakaten und Citylights plakativ die Botschaften "Benutz´ Kondome" und "Wenn was nicht stimmt, geh zum Arzt" in Szene. Zum Zeitpunkt der Befragung im Herbst 2106 war diese Plakatlinie bereits bei fast zwei Drittel der Bevölkerung (62 %) bekannt. Bei Jüngeren sind die Plakate noch deutlich bekannter, bei den unter 30-Jährigen weiblichen Befragten zu 81% und bei den männlichen Befragten zu 79 %.Medien mit intensiver HIV/STI-Aufklärung werden von der jüngeren Bevölkerung (16- bis 20-Jährigen) häufiger genutzt als von der Gesamtbevölkerung. Die Broschürennutzung der Jüngeren ist nur leicht rückläufig und liegt im Jahr 2016 immer noch bei 26 %. Im Internet haben sich 2016 40 % der 16- bis 20-Jährigen über HIV und andere STI informiert. Angebote zur HIV/STI-Prävention als Werbebanner, Spots oder in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter usw. wurden von 58 % wahrgenommen.
Gegenwärtig geben 94 % der 16- bis 20-jährigen Jugendlichen an, das Thema HIV sei bei ihnen im Unterricht behandelt worden. 79 % berichten, auch das Thema STI sei in der Schule behandelt worden.
Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Informiertheit über STI ist deren Bekanntheit. Syphilis und Gonorrhö sind die am meisten bekannten STI in der Gesamtbevölkerung. Fast die Hälfte der über 16-jährigen Allgemeinbevölkerung nennt im Jahr 2016 Syphilis (49 %) und Gonorrhoe/Tripper (48 %). Die Chlamydien-Infektion, welche in der Gesamtbevölkerung am weitesten verbreitet ist, ist hingegen wesentlich weniger Menschen bekannt. Erfreulich ist, dass die Bekanntheit von Chlamydien in den letzten 10 Jahren von 1 % auf heute 14 % Prozent gesteigert werden konnte.
Die Sorge vor einer STI ist bei Befragten mit mehreren Sexualpartnerinnen und -partnern deutlich verbreiteter als in der übrigen Bevölkerung. Im Jahr 2016 gaben 40 % in dieser Gruppe an, sich wegen einer möglichen Infektion mit einer STI gesorgt zu haben. Allerdings haben von ihnen lediglich 58 % einen Arzt oder eine Ärztin aufgesucht, um eine mögliche Infektion abklären zu lassen.
In Bezug auf das Schutzverhalten bei den 16- bis 20-jährigen sexuell Aktiven zeigt sich, dass in den letzten Jahren vor allem die regelmäßige Kondomverwendung (immer oder häufig) weiter angestiegen ist. Insgesamt ist der Anteil derer in dieser Gruppe, die immer oder häufig Kondome benutzen, auch noch in den letzten Jahren weiter angestiegen und hat sich somit von 34 % im Jahr 1988 auf 76 % im Jahr 2016 mehr als verdoppelt. Bei den 16- bis 44-jährigen alleinlebenden Befragten stieg der Anteil derer, die häufig oder immer Kondome nutzten, von 1988 bis 2016 bei den Frauen von 26 % auf 59 % und bei den Männern von 35% auf 71 % an und liegt damit bei den Männern auf dem höchsten Stand im gesamten Beobachtungszeitraum. Bei den Frauen stagniert der Anteil seit mehreren Jahren bei etwa 60 %. Insbesondere die regelmäßige Kondomnutzung bei Partnerwechseln ist angestiegen. Der Anteil derer, die Kondome häufig oder immer benutzen, erhöhte sich von 23 % im Jahr 1988 auf 74 % im Jahr 2016, dem bisher höchsten Wert. Der Anteil derer, die auch in wechselnden Partnerschaften nie Kondome verwenden, sank auf den bislang niedrigsten Wert von 9 %.